FKK

Ist Freikörperkultur gut für die Gesundheit?

Es besteht eine gewisse Uneinigkeit darüber, wann und wo der Naturismus geboren wurde. Sein Ursprung liege in der griechischen Antike, während der man auf Nacktheit nicht herabblickte, ganz im Gegenteil, das Adams- oder Evakostüm diente der Allgemeinheit als Sportbekleidung (die modernen französischen und englischen Wörter für „Turnhalle“ oder „Fitnessstudio“, „gymnase“ bzw. „gym“, sind vom Griechischen „gymnós“ abgeleitet, was „nackt“ bedeutet). Jedoch gab es vor dem Anfang des 20. Jahrhunderts keinen Text, der das Thema „Freikörperkultur“ wirklich behandelte.

 

Die industrielle Revolution hat das Leben der Menschen verändert, und zwar nicht ausschließlich zum Besseren. Einige Beobachter sind zu dem Schluss gekommen, dass die neuen, großen Fabriken, die erdrückenden Arbeitsbedingungen und die schnell wachsenden Städte eine Hauptursache für die Verschlechterung der menschlichen Gesundheit waren. Es war bis zu dem Zeitpunkt nicht schwierig, sich vorzustellen, dass frische Luft, sauberes Wasser und Sonnenschein der Schlüssel zu einem besseren und längeren Leben sein konnten.

 

Um es zusammenzufassen: In Deutschland, Frankreich und Großbritannien entstanden Reformgruppen. Es handelte sich um kleine Organisationen mit dem Ziel, zu einer natürlicheren Lebensform zurückzukehren. Die Mitglieder atmeten Waldluft, tranken unverschmutztes Wasser und entblößten so weit wie möglich ihre Haut, um die Energie der Sonne optimal zu nutzen. Auch heute noch gibt es viele FKK-Clubs, die das Wort „Sonne“ oder „Sonnenclub“ im Namen tragen.


 

Freikörperkultur und Gesundheit des Körpers 

 

Obwohl der Naturismus eine auf die Gesundheit ausgerichtete Bewegung ist, werfen seine Praktiken heutzutage Fragen auf. Hautkrebs war vor hundert Jahren noch unbekannt. Mittlerweile kann man sich schwer vorstellen, dass Ärzte Patienten verschreiben, ihren gesamten Körper der Sonne auszusetzen. Andererseits besteht jedoch über die Tatsache, dass ultraviolette Strahlung eine der wenigen Möglichkeiten ist, wie Menschen Vitamin D aufnehmen können, kein Zweifel (eine andere Aufnahmemöglichkeit ist über die Nahrung, zum Beispiel durch den Verzehr von Lachs, Eingemachtem, Rinderleber, Eigelb oder Sardinen, alles Lebensmittel, die wir nicht gerade täglich verputzen). Vitamin D ist nicht nur gut, weil es Cholesterinüberschuss entgegenwirkt, es kann auch Gesundheitsprobleme wie Osteoporose, Krebs, Depression und Muskelschwäche vorbeugen.

 

Wie immer liegt die Antwort darin, das richtige Gleichgewicht zu finden. Es ist weder eine gute Idee, seine Haut zu lange starker Sonne auszusetzen, noch überhaupt nicht in die Sonne zu gehen. Hier bietet der Naturismus einen klaren Vorteil. Tatsächlich benötigen Naturisten, die viel Zeit ohne Kleidung im Freien verbringen, viel weniger direkten Kontakt mit Sonnenlicht, um eine gewisse Menge Vitamin D aufzunehmen, als diejenigen, die den ganzen Tag bekleidet bleiben.

 

Obwohl sich im Laufe der Jahre die Technik der Luftreinigung stark weiterentwickelt hat, können wir die Luft in unseren Städten immer noch nicht als vollkommen rein betrachten. Studien haben gezeigt, dass die Luftqualität in ländlichen Gebieten selten 20 % besser ist als in Innenstädten. Kein so großer Unterschied, denken Sie vielleicht.

 

Wenn man in der Stadt lebt, bietet einem ein auch nur kurzer Besuch in einem FKK-Bereich (der oft von üppiger Natur umgeben ist) die Möglichkeit, die frische Luft zu atmen, die man nötig hat. Obwohl es in der Natur nicht die Luftqualität ist, die den größten Einfluss auf unser Wohlbefinden hat.

 

Naturismus und Gesundheit des Geistes

 

Untersuchungen haben gezeigt, dass naturverbundene Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein glücklicheres Leben führen. Während unsere Stress- und Angstlevel tendenziell zunehmen, wenn wir mit künstlichen Dingen zu tun haben, nehmen sie ab, wenn wir uns in die Natur begeben. In einer natürlichen Umgebung verbessern sich unser Arbeitsgedächtnis, unsere kognitive Flexibilität und unsere Aufmerksamkeitsfähigkeit. Mit anderen Worten: Die Natur beruhigt uns und macht uns konzentrierter.

 

Denken Sie mal darüber nach, wo Sie nach einer stressigen Arbeitsreise hingehen oder wenn Sie Schwierigkeiten haben, ein Problem zu lösen. Welchen Ort suchen Sie auf, wenn Sie eine Auszeit möchten? Der „Spaziergang im Park“ ist eine sehr häufige Antwort. Für viele stellt er eine Gelegenheit dar, sich einem dringlichen Problem zeitweilig zu entziehen, ohne dass die Leute sich dabei bewusst sind, dass regelmäßige Gänge in die Natur Langzeitnutzen bringen.

 

Wie schon oben erwähnt sind FKK-Orte wie Campingplätze oder Strände meistens von Natur umgeben. Der Naturismus an sich bringt allerdings noch mehr Vorteile. Wenn wir in der Natur völlig nackt sind, beseitigen wir die allerletzte künstliche Grenze zwischen unserem Körper und unserer Umwelt. Es gibt einfach keinen besseren Weg, sich mit der Natur zu verbinden, als ohne Kleidung.

 

Der soziale Aspekt des Naturismus

 

Zu den Vorteilen des Naturismus für die psychische Gesundheit gehört auch der soziale Aspekt. Wir denken, dass dieser seinen eigenen Absatz verdient, weil er nicht nur einen wichtigen Teil des Naturismus darstellt, sondern auch eines seiner Hauptmerkmale. Leider gibt es noch nicht viel Forschung zu den Auswirkungen des Nacktseins in der Gemeinschaft auf unsere psychische Gesundheit. 2017 kam jedoch eine Gruppe von Forschern der University of London im Rahmen von „Studien über das Glücklichsein“ zu einem sehr interessanten Ergebnis. Die Untersuchungen zeigten, dass die Teilnahme an FKK-Aktivitäten Menschen viel zufriedener mit ihrem Körper und sogar mit ihrem Leben machte.

 

Es ist allgemein bekannt, dass ein negatives Körperbild ein Problem ist, das überall auf der Welt immer schlimmer wird. Sich ständig ändernde Schönheitsstandards haben zu einem endlosen Wettlauf um den „perfekten Körper“ geführt. Es ist ein Rennen, das wir nur verlieren können und das zu vielen psychischen und körperlichen Problemen führt. Dafür gibt es nur einen Ausweg: Man muss seinen Körper so zu schätzen wissen, wie er ist.

 

Das mag leichter gesagt als getan erscheinen, aber auch hier liefert der Naturismus die Antwort. Selbst wenn es den Anschein hat, als würde man sich seines eigenen Körpers bewusster, wenn man sich in der Gegenwart von Fremden entblößt, ist das Gegenteil der Fall. Sie werden schnell merken, dass jeder Körper seine Stärken und Schwächen hat, dass man Schönheit nicht standardisieren kann und dass „der perfekte Körper“ ein totaler Mythos ist.

 

Dadurch, seine Nacktheit zu akzeptieren, seinen Körper anderen zu zeigen und als Persönlichkeit respektiert zu werden, bekommt man ein viel positiveres Körperbild und das Selbstwertgefühl nimmt enorm zu. Beim Zusammensein mit anderen nackten Menschen versteht man, wie Leute tatsächlich aussehen und lässt sich nicht mehr von manipulierten Bildern beeinflussen, wie man sie in Zeitschriften und im Internet sieht.

 

Um abschließend die Frage im Titel dieses Blogbeitrags zu beantworten: Ja, wir sind davon überzeugt, dass FKK gut für die Gesundheit ist. Und nicht nur für die Gesundheit, FKK wird Sie auch glücklicher machen. Ist das nicht etwas, was wir alle wollen?